Missbrauch von Wissenschaft!: "Experten wettern gegen Merkels Corona-Plan ... 'Kuba-Syndrom'."

Leopoldina-Professor: "Regierung spannt Experten für Corona-Propaganda ein!"

Hintergründe: "Wie falsche Wissenschaft die Welt in einen Abgrund stürzt."

"Kritischer Geist in der Krise": Akademiker gegen Missbrauch der Wissenschaft in der Corona-Krise


23.7.2021

„Wirksam gegen die Beruhigung“

 

Interessant zu wissen, an wem sich die medialen und politischen Corona-Spezialisten orientieren. Es erschließt sich daraus, wie die gängige Rhetorik zustande kommt. Der Spiegel brachte  kürzlich was zur Evolutionsbiologie: „Auch indigene Völker können kranke Europäer erkennen.“ Referenzpunkt ist: „The Royal Society Publishing“ – „Das Flaggschiff der Royal Society für biologische Forschung, das sich der schnellen Veröffentlichung und weltweiten Verbreitung hochwertiger Forschung widmet“ und sich ganz offenbar als Zuarbeiter für politische Entscheidungsträger versteht. Natürlich widmet sich das Journal auch der hocherlauchten Corona-Thematik. Vorgestern erschien dort der Beitrag „Verbesserung der Pandemieabwehr in Gemeinden durch gekoppelte Dynamik von Risikowahrnehmung und Infektion.“  

 

Nach Lektüre dieses Beitrags muss niemand mehr daran zweifeln, dass hierzu- und außerlande Sozialingenieure am Werk sind, die in tiefster Überzeugung davon ausgehen, man könne den Menschen und sein Verhalten auf eine Formel bringen und somit die Gesellschaft steuern. Freilich nur zum Zweck der Pandemieabwehr. Das geht dann so: „Wir entwickeln einen Multiplex-Netzwerk-Ansatz, um zu modellieren, wie die Befolgung von gesundheitsschützenden Verhaltensweisen, die die Ausbreitung von Covid-19 beeinflussen, durch wahrgenommene Risiken und daraus resultierende Gemeinschaftsnormen geformt werden.“ Drei Dynamiken bestimmten individuelle Verhaltensentscheidungen: „die soziale Konstruktion von Besorgnis, das Bewusstsein über das Auftreten von Krankheiten und die Beruhigung durch das Ausbleiben von Krankheiten. Wir zeigen, warum früh oder umfassend erlassene Maßnahmen dazu führen können, dass Gemeinschaften beruhigt werden und daher nicht bereit sind, Maßnahmen beizubehalten oder zu übernehmen.“ Deshalb sollten gesundheitspolitische Maßnahmen vor allem diese Phase ausnutzen: „zwischen der Erzeugung ausreichender Besorgnis, um die Annahme neuer Maßnahmen zu fördern, und dem Nachlassen der Adhärenz aufgrund der Beruhigung, die durch die Vermeidung negativer Folgen im Laufe der Zeit gefördert wird.“

 

Schon wird deutlich: Besorgnis ist gut und Beruhigung ist schlecht. 

 

Weiter geht’s: „Die laufende Covid-19-Pandemie hat bei Forschern, Praktikern und politischen Entscheidungsträgern des öffentlichen Gesundheitswesens das Verständnis dafür gefestigt, dass die Ausbreitung von Infektionskrankheiten mehr ist als ein rein epidemiologischer Prozess.“ Die größten Herausforderungen lägen beim Verständnis, der Vorhersage und Planung von Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit darin, wie man die Reaktionen des menschlichen Verhaltens verstehen, vorhersehen und beeinflussen kann. „Die Charakteristika der Kommunikationsebene wirken sich darauf aus, welche Individuen und Gemeinschaften das Risiko als hoch wahrnehmen (unabhängig davon, ob das tatsächliche Infektionsrisiko in ihrer physischen Umgebung hoch ist oder nicht), was wiederum die Befolgungsrate von krankheitsabwehrenden Maßnahmen im Gesundheitswesen beeinflussen wird … Unser Modell geht davon aus, dass sozialer Einfluss die individuelle Besorgnis über die Krankheit erhöhen kann, aber nur die direkte Beobachtung der Abwesenheit von Krankheit in einer Gemeinschaft beruhigend wirkt (d.h. eine Abnahme der Besorgnis bewirkt).

 

Die Abwesenheit von Krankheit ist also schlecht, weil das die Bürger beruhigt. Die Risikowahrnehmung formt nämlich krankheitsschützendes Verhalten und sollte „für jede Pandemievorsorgeplanung für die Zukunft wichtig sein“. 

 

Zum Vorgehen schreiben die Autoren: „Wir verwendeten stochastische Simulationen, um zu testen, wie die Ausbreitung der Besorgnis die epidemische Dynamik von Covid-19 durch Populationen beeinflusst … Anschließend entwarfen wir realistische, soziale Netzwerke für unsere Populationen und nutzten diese gekoppelten (Multiplex-)Netzwerke, um zu bestimmen, wie sich die Infektion und die Verbreitung der Besorgnis über die Krankheit in der Population ausbreiten und interagieren können. Wir zeichneten epidemische Ergebnisse für eine Reihe von Netzwerkstrukturen auf und schlugen Modelle für die Veränderung der Besorgnis von Individuen im Laufe der Zeit vor … Wir modellierten die Ausbreitung der Besorgnis über die Krankheit durch die Kommunikationsschicht als eine komplexe Ansteckung … Die zugrundeliegende Besorgnis aller Erwachsenen könnte dann durch soziale Konstruktion, Bewusstsein oder Beruhigung beeinflusst werden … In einigen Kontexten könnte die soziale Konstruktion jedoch zu einer Verringerung der Besorgnis und der Adhärenz an sich führen.“ Zumindest gibt man zwischendurch zu, auf vereinfachende Annahmen rekurriert zu haben.

 

Zu den Ergebnissen der Untersuchung heißt es: „Eine klare, unglückliche Auswirkung von effektiven Schutzverhaltensweisen, die dazu dienen, eine Gemeinschaft vor einer frühen Krankheitsausbreitung abzupuffern oder zu isolieren, ist, dass sie die soziale Beruhigung fördern und die Besorgnis über die Notwendigkeit, sie aufrechtzuerhalten, abschwächen können … Für die Ausbreitung von Covid-19 deuten diese Ergebnisse auf das Potenzial für einen ‚perfekten Sturm‘ hin. Die Verzögerung zwischen der Verhaltensreaktion und dem lokalen Anstieg der Krankheitsprävalenz behindert ein auf Besorgnis basierendes Schutzverhalten, sei es aufgrund von Beobachtungen oder sozialer Konstruktion … Das Timing und die Skalierung des Ausmaßes von Interventionen, um ... die sozial konstruierte Besorgnis über Krankheitsrisiken in jeder Gemeinschaft abzustimmen, kann die Wahrscheinlichkeit verringern, dass Interventionen im Laufe der Zeit abgelehnt werden und somit längerfristig effektiver sein.“ 

 

Man sollte nicht mit Maßnahmen auf besorgniserregende Nachfrage reagieren, sondern die Politik solle antizipieren, wann diese gut genug angenommen werden, um besorgniserregende Akzeptanz und Befolgung zu ermöglichen. „Ein Weg zur Förderung einer länger anhaltenden Befolgung von Empfehlungen besteht darin, den Beruhigungseffekt zu verringern. Einmal normalisierte Verhaltensweisen werden möglicherweise passiv (und nicht aktiv) beibehalten, was bedeutet, dass die Rückversicherung ihre Einhaltung weniger wahrscheinlich verringert … Es ist wahrscheinlich, dass es sensible Zeitfenster gibt, während derer die Risikowahrnehmung hoch genug ist, um die Annahme von schützenden Verhaltensweisen zu fördern, die normalisiert werden können, bevor die Beruhigung die Besorgnis untergräbt, die ihre Annahme fördert … Das Finden von Ansätzen, die wirksam gegen die Beruhigung vorgehen, wird für den Erfolg eines frühen Eingreifens bei einem Ausbruch von entscheidender Bedeutung sein. Die Aufforderung an Gemeindevertreter, das tatsächliche Risiko in der Gemeinde anzusprechen, kann die fortlaufende soziale Konstruktion von Besorgnis unterstützen und soziale Normen rund um Schutzverhalten stärken. Kommunale Bemühungen zur Unterstützung von Familien mit geliebten Menschen, bei denen die Krankheit diagnostiziert wurde, können das Bewusstsein in einer Weise verstärken, die der Beruhigung entgegenwirkt.“

 

Und die Schlussfolgerung: „Unsere Arbeit hat gezeigt, dass die soziale Konstruktion der Risikowahrnehmung, das Bewusstsein der Gemeinschaft für das Auftreten von Krankheiten und die Beruhigungseffekte, die sich aus der lokalen Abwesenheit aktiver Fälle ergeben, eine entscheidende und untrennbar miteinander verwobene Rolle für den Erfolg von Maßnahmen zur Eindämmung von Ausbrüchen spielen können. Wir sehen Spuren dieser Effekte in der beobachteten Dynamik der Covid-19-Pandemie, während wir schreiben, und wir plädieren dafür, dass eine zusätzliche Diskussion, die auf diesen expliziten Erkenntnissen aufbaut, ein größerer Fokus sowohl für die Forschung als auch für die Politik wird.“ Damit sind wohl die Fragen zur Corona-Politik beantwortet. Eine Studie hätte es indessen nicht dazu gebraucht. Es genügt, einfach nur den Struwwelpeter zur Hand zu nehmen: „Das ist alles karikiert angelegt, aber es ging natürlich auch darum, eine Verhaltensänderung zu bewirken. Also den Kindern zu verdeutlichen: Das kann passieren, wenn du mit dem Feuer spielst“, sagt eine Kuratorin.

 

Textübersetzung: deepl.com. Siehe ergänzend: „Filterblasen sind jetzt die Lösung“ (8.8.2020). 

 

Nachtrag vom 24.7.: "Wieviel Freiheit bleibt nach Corona? - Grundsätzlich ist das bewusste Schüren von Angst seit jeher die stärkste Antriebsfeder jeglicher Propaganda und ermöglicht nie gekannte gesellschaftliche Umstrukturierungen. Diese ziehen oft eine enorme Macht- und Kapitalverteilung von der Masse ... hin zu einer ... Elite aus Wirtschaft und Politik nach sich."


9.4.2021

Differenzierte Kritik

 

Hier mal ein dänischer Mediziner, der die Ansicht vertritt, dass es Impfstoffe gegen Corona brauche, der aber gleichzeitig hoch kritisch gegenüber der Pharmaindustrie bleibt – eine wohltuende Differenziertheit inmitten der gängigen Extreme: Peter Christian Gøtzsche hat 1993 die „Cochrane Collaboration“ (internationales Netzwerk, das wissenschaftliche Grundlagen für Entscheidungen im Gesundheitswesen bereitstellt) mitgegründet. Ihm wurde dann im September 2018 „mit knappestmöglicher Mehrheit“, wie es in einer Mitteilung der Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte „Mezis“ heißt, die Mitgliedschaft in Cochrane entzogen. Offizielle Begründung: schlechtes Benehmen! Der Rausschmiss erfolgte unmittelbar nach Gøtzsches Kritik an einer Veröffentlichung von Cochrane – offenbar zur HPV-Impfung, wie aus der Befragung von Report Mainz* hervorgeht. Aus Protest, den engagierten Mediziner vor die Tür zu setzen, traten vier Mitglieder des Governing Boards bei Cochrane zurück. Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums war übrigens bis Oktober 2018: Medizinstatistiker Gerd Antes – zuletzt oft zur Corona-Lage interviewt. Hier findet sich seine Stellungnahme zum Cochrane-Konflikt. 

 

Gøtzsche  habe sich stets für strikte Abgrenzung der Organisation gegen Interessen der Pharma-industrie eingesetzt. Mezis hält es außerdem „für hochproblematisch, dass Cochrane zu seinen Förderern mittlerweile z.B. die Bill and Melinda Gates Foundation zählt, die auf der einen Seite global Impfungen … uneingeschränkt propagiert und fördert und sich auf der anderen Seite nicht unerheblich über Aktien auch pharmazeutischer Unternehmen finanziert.“ Dabei störte wohl schon damals eine Publikation des Mediziners. 2015 veröffentlichte das Ärzteblatt einen sachlich gehaltenen Kommentar zu einem Buch von Peter C. Gøtzsche, damals noch Direktor des Nordic Cochrane Centre: „Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität. Wie die Pharmaindustrie das Gesundheitswesen korrumpiert.“ Im Artikel wird ihm sorgfältige Recherche attestiert. Aktuell steht sein neues Buch „Impfen - Für und Wider - Die Wahrheit über unsere Impfstoffe und ihre Zulassung - inklusive der neuen Corona-Impfstoffe“ im Angebot. Er scheint jedenfalls ein interessanter Mensch zu sein. Wer sein Englisch trainieren will: An dieser Stelle gibt es eine Talkrunde mit Gøtzsche zum Thema „How to survive in an Overmedicated World?“ 

 

*Das Video wurde auch auf Youtube hochgeladen. 


27.3.2021

Wissenschaft kauft Medien

 

Aus dem Osterruhe-Rückzieher der Kanzlerin und der darauf folgenden Berichterstattung lässt sich ansatzweise die Konstellation im Dreieck Politik – Medien – Wissenschaft ablesen. Die Tendenz scheint sich dahin gehend zu manifestieren, dass Medien und Wissenschaft ein enger geknüpftes Konglomerat bilden als Medien und Politik. Die Tagesschau etwa titelte nach Merkels Kehrtwende: „Politische Größe oder politisches Versagen?“ Sie habe „erstaunlich schlecht vorbereitet“ gewirkt: Das „unzulängliche Management“ dürfe „einer Politikerin ihres Formats eigentlich gar nicht erst passieren“. Dies aus der Feder eines öffentlich-rechtlichen Mediums ist geradezu neuartig. Fast zeitgleich hieß es in einem Kommentar der Tagesschau:

 

„Nun müssen schnell Alternativen zum harten Oster-Lockdown her - denn die Lage auf den Intensivstationen ist zu ernst.“ Ob es sich vielmehr so verhält, dass es einen „historischen Klinik-Leerstand inmitten der Krise“ gibt und das auch 2020 schon so war kann an dieser Stelle nicht verifiziert werden. Die Kommentatorin zeigt sich jedenfalls enttäuscht darüber, dass Merkel mit ihrem Rückzieher „den einzig nennenswerten Beschluss aus den Bund-Länder-Beratungen abgeräumt“ hat. Man dürfe aber die Osterruhe nicht einfach abhaken. In ihrem Ticker vergisst die Tagesschau auch nicht den Präsidenten der Intensivmediziner (DIVI) zu erwähnen: „Gernot Marx hat sich über die Rücknahme des geplanten Oster-Lockdowns enttäuscht gezeigt.“

 

Die Süddeutsche titelte gestern: „Die Politik versucht es ohne die Wissenschaft.“ Und postuliert dann: „Das Problem dabei: Bislang lagen Forscher mit ihren Warnungen immer richtig … Es ist bisher immer so gekommen, wie es seriöse Wissenschaftler vorausgesagt haben. Oder noch schlimmer.“ Eine steile These, allein schon in Bezug auf die alarmistische Berichterstattung zur Kliniküberlastung (vgl. auch „Klinik-Engpass als Druckmittel" vom 29.1.2021). Und dass man Prophezeiungen via Viel-Testerei auch nachhelfen kann ist ebenso klar. Das süddeutsche Medium weiter mit seinen Vorwürfen gegen die Politik: „Doch statt Taten scheint jetzt vor allem Hoffnung die Corona-Politik zu bestimmen. Vielleicht reicht es ja doch noch mit den Impfungen, vielleicht haben sich die Wissenschaftler mit der größeren Gefahr durch die Mutanten ja verrechnet.“ Und dann wieder der lobende Schwenk zur Wissenschaft: „Aus Sicht des Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, bleibt daher ‚eine harte Maßnahme der Kontaktreduktion‘ die einzige Möglichkeit, die dritte Welle zu brechen. ‚Wenn nicht gegengesteuert wird, werden die Folgen gravierend sein‘, so Wieler.“ Das klingt radikal genug.

 

Der Spiegel als offenkundig leidenschaftlichster Pandemiebefürworter will Radikalität für immer und holt sich ebenfalls die Wissenschaft ins Boot: „Verschwindet das Coronavirus von selbst, wenn die meisten Menschen geimpft sind? Wissenschaftler halten das für zunehmend unrealistisch.“ Die akrobatische Wendung zur Ehrenrettung der Impfkampagne geht dann so: „Eine Abwertung der Impfungen ist das jedoch nicht, denn sie haben nach wie vor das Potenzial, der Pandemie den Schrecken zu nehmen.“ Die Hoffnung darauf, dass die Pandemie von selbst zum Stillstand kommt, wenn ausreichend Menschen immun sind, wird im Bericht zerstört: „Anfangs gingen Experten davon aus, im Fall des neuen Coronavirus Sars-CoV-2 könnte Herdenimmunität erreicht werden, wenn 60 Prozent der Menschen im Land geimpft sind. Andere Schätzungen gehen inzwischen eher von 80 Prozent aus. Erste Wissenschaftler weichen bereits komplett von der Hoffnung auf Herdenimmunität ab.“ Begründet wird das unter anderem mit neuen Virus-Varianten, die dem Impfschutz entkommen könnten. Die Folgerung des Magazins orientiert sich nun aber nicht an der dringenden Empfehlung zum sofortigen Impfstopp (vgl. „Kurzsichtige Impfpolitik“ vom 26.3.2021): „Selbst wenn Impfungen keine Herdenimmunität ermöglichen sollten, schützten sie Menschen jedoch zuverlässig vor schweren Verläufen und könnten Todesfälle verhindern.“ Gegenbeweise sind in diesem spekulativen Rahmen kaum bis gar nicht möglich. Freilich zusätzlich gilt deshalb weiter: Maske, Kontaktnachverfolgung, Test.

 

In erster Linie sind es Medien und deren protegierten Wissenschaftler, die am Notstand unbedingt festhalten wollen; mit Spekulationen, die sich nicht oder nur schwer gegen beweisen lassen. Motive hierfür liegen sicherlich auch im Rahmen der zahlungsbereiten Kooperation der Suchmaschine Google mit deutschen Verlagen, unter anderen FAZ und Spiegel. Es geht um mindestens eine Milliarde Dollar. Google als Bestandteil des IT- und Hightech-Standorts Silicon Valley wird seine Gründe haben, insbesondere religiös und spirituell fernstehende Verlage zu finanzieren. Die Lust am radikalen Tabubruch und am „neuen, kybernetischen Zeitalter im Sinne einer Mensch-Maschine-Verbindung“ scheint wohl zu verlockend zu sein für jene, die keinen eigenen inneren Kompass haben. Die angestrebte Weltordnung könnte derjenigen in Dostojewskis beschriebenen „Dämonen“ frappierend ähneln. Bis vor wenigen Jahren gab es im Netz eine erhellende Betrachtung dazu von der Katholischen Uni Eichstätt-Ingolstadt zu lesen. Inzwischen ist der längere Text auch aus dem Google-Cache verschwunden. Zusammengefasst ist er aber noch im Beitrag „Man kann es vorausahnen“ vom 18.8.2018 zu finden. Ein Auszug: „Dann wird man die Geschichte in zwei Teile teilen: vom Gorilla zur Vernichtung Gottes [...] und von der Vernichtung Gottes zur ‚physischen Umgestaltung des Menschen‘ … ‚Ein exzeptionelles Verdienst Dostojewskis besteht darin, dass er mit unvergleichbarer Schärfe die kulturfeindlichen Konsequenzen des kommunistischen Antiindividualismus aufzeigte und die geistige Armut, die Plebejisierung der Kultur und den Bildersturm unter diesem System voraussagte‘.“ Durchaus kompatibel damit wäre, wie man sich in der IT- und Hightech-Szene das Erziehungsideal vorstellt. Dieses Kinderlied des Google-Youtube-Projekts „Little Baby Bum“ steht dafür Pate. 

 

Zunächst aber könnte man sich womöglich bald in der Situation wiederfinden, die Politik gegen das Konglomerat aus Medien und Wissenschaft verteidigen zu müssen. Gesehen wird die Problematik schon, zumindest bei der Neuen Zürcher Zeitung: „Weshalb Wissenschaftler nicht die Corona-Politik bestimmen dürfen“ – wobei für letztere die Medien den Ton angeben.


26.3.2021

Politik kauft Wissenschaft

 

Wer wissen will, wie die derzeitigen „wissenschaftsbasierten“ politischen Entscheidungen samt medial wohlwollender Begleitung zustande kommen, sollte sich auch mal die Seite „Covid Evidenz“ anschauen. Diese wird gerade in journalistischen Zirkeln beworben. 

 

Das dort sich entfaltende Projekt nennt sich „Covid-19-Evidenz-Ökosystem“, kurz: CEOsys, und wird von der Bundesregierung über das „Netzwerk Universitätsmedizin“ gefördert. Beim Netzwerk Universitätsmedizin heißt es dazu: „Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert mit 150 Millionen Euro den Aufbau des Forschungsnetzwerks, um die Forschungsaktivitäten der deutschen Universitätsmedizin zur Bewältigung der Covid-19 Pandemie zu stärken … Der Bundestag hat Ende November 2020 mit der Annahme des Bundeshaushalts beschlossen, das NUM auch nach 2021 in Höhe von 80 Millionen Euro jährlich bzw. mit insgesamt 240 Millionen Euro bis zum Jahr 2024 weiter zu fördern.“ In der Rubrik „Netzwerkpartner“ liest man: „Perspektivisch werden alle Universitätskliniken in Deutschland in dem Netzwerk zusammenarbeiten. Sie werden die Daten der behandelten Covid-19-Patienten systematisch erfassen und in einer Datenbank bündeln … Koordiniert wird das Forschungsnetzwerk von der Charité – Universitätsmedizin Berlin.“ 

 

Das CEOsys will wissenschaftliche Erkenntnisse bewerten und „konkrete Handlungsempfehlungen ableiten, auf die sich Medizin, Politik und Bevölkerung stützen können“. Außerdem optimiert man die Leitlinien der „Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften“ (AWMF). Ob deren Leitlinien wirklich eine möglichst optimale Versorgung der Covid-19-Erkrankten sicherstellen könnte medizinisch umstritten sein. In den „Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit Covid-19“ heißt es zum Beispiel ab Seite 21: „Endotracheale Intubationen sind bei Patienten mit V. a. bzw. nachgewiesener Sars-CoV-2-Infektion Hochrisiko-Interventionen … Unumstritten scheint der Schutz des Intubierenden gegenüber einer primären Tröpfchen– und Aerosolexposition … Es wird empfohlen, zur Erhöhung des Abstands zwischen Patient und Intubierendem ein VideoLaryngoskop zu benutzen … kann zur Reduktion der Umgebungskontamination durch ausgeatmete Luft der Patient weiterhin eine MNS-Maske (positioniert über dem Mund) tragen. Um eine Aerosolbildung bei Maskenbeatmung zu minimieren, sollte auf diese verzichtet (Anm.: vgl. diesen Artikel) und nach einer Präoxygenierung über eine bi-manuell fixierte, dicht sitzende Gesichtsmaske und bei einem PEEP (Positive Endexpiratory Pressure) von ≤ 5 cm H2O unter Spontanatmung eine Narkoseeinleitung als ‚rapid sequence induction‘ (RSI) durchgeführt werden. Zur Vermeidung weiterer Aerosolbildung wird bei Sistieren der Atmung nach  Applikation des Muskelrelaxans kurz vor dem Zeitpunkt der Abnahme der Gesichtsmaske zur  Intubation die weitere Sauerstoffzufuhr unterbrochen (‚0‘ Frischgasflow)…“ 

 

Patienten werden also im Rahmen einer Hochrisiko-Intervention noch zusätzlichen Belastungen durch MNS-Masken ausgesetzt auf Grundlage eines „Arguments“, das unter Infektiologen keineswegs unumstritten ist: Das Thema Aerosole sei „eine grundsätzlich sinnvolle, aber völlig übertriebene Diskussion“, meint etwa Peter Walger vom DGKH. Wenn auch ein Behandlungs-Setting im Beitrag nicht erwähnt ist: Die Verhältnismäßigkeit der Furcht von Ärzten vor Aerosolen und traktierender Behandlungsarten kranker Patienten ist sicherlich ebenso wenig aus-diskutiert wie die „Erkenntnis, dass vielerorts die frühe Intubation auf den Intensivstationen der Krankenhäuser die falsche Therapie war, die womöglich sogar Menschenleben gekostet hat“. 

 

Weiteres Beispiel: In der AWMF-Leitlinie „Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der Sars-CoV-2-Übertragung in Schulen - Lebende Leitlinie“ empfiehlt man „sachgerechtes Tragen von Masken durch Schüler*innen, Lehrer*innen und weiteres Schulpersonal“; immerhin ist der Sportunterricht davon ausgenommen. Wo ab Seite 14 von „Quellfällen“ und „Verdachtsfällen“ die Rede ist darf man besorgt sein über das Menschenbild, das sich im Rahmen solcher Rhetorik manifestiert. Das betrifft auch die Produktion von Sündenböcken: „Wenn während der Schulzeit kein Mund-Nasen-Schutz/keine Mund-Nasen-Bedeckung getragen wurde bzw. nicht korrekt getragen wurde, sollten alle Schüler*innen und Lehrer*innen in der Klasse als Kontaktpersonen der Kategorie I angesehen werden.“ Die Empfehlungen werden mit deutungshoheitlichem Anspruch kommuniziert: „Die Leitlinie richtet sich an Ministerien und Behörden, Schulleitungen, Lehrer*innen und weitere Beschäftigte an Schulen, sowie an Schüler*innen, Eltern und Betreuende.“ Die Politik schafft sich also mittels Steuergeldern ihre eigene „wissenschaftliche“ Bestätigung. Wer davor per se ehrfürchtig einknickt gehört weder in eine pädagogisch praktizierende noch in eine  politisch oder ärztlich relevante Position.


19.2.2021

Surreale Wissenschaftshörigkeit

 

So schnell kann sich die Sachlage ändern: „Einerseits sollte klar sein: Die Formulierung politischer Ziele ist die Sache demokratischer Politik. Wissenschaft hat dazu keine Legitimation. Andererseits sind wir weit von einer wirklichen Verwissenschaftlichung der Politik entfernt.“ Das konnte man Anfang Oktober 2019, also kurz vor dem offiziellen Einzug von Corona, im Tagesspiegel lesen. Inzwischen benutzt die Politik bekanntlich kaum noch was anderes als Zahlen und Statistiken für ihre „Regierungsarbeit“. Die „Evidenzbasiertheit“ erschöpft sich vielfach im Aufstellen von Befürchtungen und Horrorszenarien, in „politisch motivierter Zahlenschieberei“, willkürlicher Änderung der Inzidenzkriterien und im Schwingen der Parole „Verschwörungstheorie“ angesichts gerechtfertigter Kritik. Eigentlich gilt aber, so der Kommentar im Tagesspiegel weiter: „Zum Kern des wissenschaftlichen Verhaltens gehören der Zweifel, die Skepsis, die Selbstkritik. Als Produzent wissenschaftlicher Einsichten weiß und betont man, wie begrenzt ihre Aussagekraft häufig ist, wie bestreitbar und relativ, nämlich abhängig von den gewählten Begriffen und Untersuchungsmethoden.“

 

In Anbetracht des unumstößlich selbstgewissen Auftretens zumindest jener Berater aus dem Stab der Bundeskanzlerin darf man ergo schließen, dass es sich dabei nicht um Wissenschaftler im herkömmlichen Sinne handelt. Es sind Politaktivisten, etwa aus dem Umfeld der Helmholtz-Gemeinschaft, mit identifizierbarer Schlagseite: „Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben oft starke politische Überzeugungen, heute – anders als früher – meist eher links von der Mitte.“ Das ist auch der alternativlose Weg für solche, die zu jenem zweifelhaften Ruhm gelangen wollen, den die öffentlich-rechtliche Kultszene den Konformisten jeglicher geistigen Bandbreite angedeihen lässt. Das Interesse der Gesellschaft stört bei diesen Inszenierungen ebenso wie es die ethischen Tugenden der über Bord geworfenen Sachlichkeit tun: „Verteidigung der Prinzipien von Wissenschaftlichkeit in Absetzung von der Logik der Medien und des politischen Kampfs.“ Wissenschaftler haben sich eigentlich „vom heiß laufenden politischen Betrieb“ zu distanzieren, „zu differenzieren, Grautönen zwischen Schwarz und Weiß zu ihrem Recht zu verhelfen, mit Augenmaß und Sinn für Proportion abzuwägen, und zwar öffentlich“.

 

Auf internationaler Ebene ist die einstige Selbstverständlichkeit, dass Wissenschaft der politischen Zielformulierung nicht legitimiert ist, ebenfalls längst postfaktisch durchbrochen. Besonders gut zu beobachten im Rahmen der Agenda 2030 und ihrer Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs =  Sustainable Development Goals). Aus einem Briefing vom Dezember 2019: „Im März 2015 schuf die Statistikkommission der Vereinten Nationen (UN) eine Arbeitsgruppe (IAEG-SDGs), die mit der Entwicklung eines Sets von SDG-Indikatoren beauftragt wurde. Im März 2017 einigte sich die UN-Statistikkommission auf eine vorläufige Liste von 232 Nachhaltigkeitsindikatoren, die die IAEG-SDGs ausgearbeitet hatte; diese Liste wurde im Mai 2017 auch von der UN-Generalversammlung angenommen.“ Auf dieser Seite heißt es dazu: „Dabei ist die Indikatoren-Definition beileibe nicht von rein wissenschaftlichem Interesse. Zum einen drücken sich in der Wahl der Indikatoren auch politische Schwerpunktsetzungen aus, zum anderen kann es durch die Auswahl sogar zu einer Neuinterpretation von SDGs durch die Hintertür kommen.“ Dass es dabei „für viele der vereinbarten Zielvorgaben … bislang entweder keine aussagekräftigen Indikatoren oder keine regelmäßig erhobenen Daten“ gibt – trotz sicherlich hoch dotierter Posten (!) – und die Behörden „in ihrer Not darum mehr und mehr auf inoffiziell erhobene Daten“ zurückgreifen, bezeugt einmal mehr die tragische Lächerlichkeit dieser so wichtigtuerischen „Wissenschaftlichkeit“. 

 

Tragisch deshalb, weil „Zahlen sich gewissermaßen verselbständigen können und für die Wirklichkeit genommen werden, obwohl sie tatsächlich eine sehr geringe Aussagekraft haben“, wie aus der Ausarbeitung „Die Zahlen als Medium und Fetisch“ (2005) hervorgeht: Es handle sich vielmehr um „die Magie der Aufklärung und ihres Denkens“. In Wechselwirkung mit der Politik: „Umgekehrt schlagen in Gesetzen und Vorschriften die Zahlen, deren genaue Bedeutung niemand zu bestimmen vermag, als Normen auf die Wirklichkeit durch, indem sie ebenso magische wie reale Grenzen setzen: die drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts etwa, die die Neuverschuldung eines EU-Landes nicht überschreiten darf … Die Erhebung bzw. Festlegung dieser Zahlen ist in jedem Einzelfall mit erheblichen methodischen Problemen verbunden.“ Wenn eine Gesellschaft dieses ignoriert, dann folgt daraus: „In der letzten Konsequenz der Aufklärung, deren Pathos doch immer darin bestand und noch besteht, die irrigen Vorstellungen der Vormoderne hinter sich gelassen und überwunden zu haben, fällt der von ihr so betonte Gegensatz von Religion/Magie auf der einen und Wissenschaft auf der anderen Seite in sich zusammen.“ Die triviale Beeindruckbarkeit und Leichtgläubigkeit eines Gros der Bevölkerung, das sich bislang nie für Zahlen oder statistische Grafiken interessiert hat geschweige denn diese zu interpretieren bereit und in der Lage ist, bestätigt diesen letztlichen Rückfall in vormoderne Zeiten. Sehr ärgerlich. Ertragen kann man das wohl nur noch mit Humor.

 

Nachtrag: Siehe auch den Aufruf eines Physik-Professors: "Wissenschaft ist nicht politisch! - Der renommierte Physiker Tobias Unruh beklagt eine Vereinnahmung der Wissenschaft durch die Politik im Zuge der Corona-Pandemie. Seine Kolleginnen und Kollegen ruft er dazu auf, sich dem zu widersetzen. Anderenfalls drohe ein Verlust an Glaubwürdigkeit." Außerdem zum Hamburger Professor, der gerade von Tagesschau, ihrem Diffamierungs-Compagnon, dem Spiegel, und weiteren Erzeugnissen verrissen wird: Erstgenannte sieht sich bemüßigt zu erwähnen: "Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version haben wir die Dokumentation als 'Studie' bezeichnet. Da die Publikation formalen wissenschaftlichen Anforderungen aber nicht genügt, haben wir uns entschlossen, den Begriff zu ändern." Wie viele Corona-Studien, die den Namen verdienen, wohl übrig bleiben, wenn man das konsequent durchzöge? Betreffs Inhalt vergleiche man übrigens gerne: "Die WHO will die Laborthese doch weiterverfolgen." 

 

Nachtrag vom 21.5.: "Auftrag: Angst – Wie Wissenschaftler sich andienen, die Corona-Panik zu schüren - Psychologen, die vorsätzlich und gezielt irrationale Ängste bei den Bürgern wecken. Sozialwissenschaftler, die Strategien entwerfen, um die auch auf solchen Ängsten basierende 'Impfbereitschaft' zu erhöhen: Beispiele für Wissenschaftler auf Abwegen..."

 

Nachtrag vom 19.8.: Antwort der Bundesregierung zu "Gene-Drive-Organismen".


30.1.2021

Macht durch Supercomputing

 

Zwecks Einordnung der allgemeinen und künftigen Lage sollte man zumindest schon mal gehört haben, dass bereits seit 1986 eine International Supercomputing Conference – heute heißt sie ISC High Performance – jährlich in Deutschland stattfindet. Die internationale wissenschaftliche Konferenz präsentiert Themen zu Supercomputer und Hochleistungsrechnen. Das Supercomputing wird auch für die Krankheitsforschung genutzt; insbesondere für Simulationen. 

 

Was dann doch überrascht: Das Projekt Folding@home hat laut eigener Aussage „den leistungsstärksten Supercomputer der Welt geschaffen“. Man wolle damit Sars-CoV-2/Covid-19 besser verstehen, Therapien entwickeln und auf „ein wirksames, patentfreies Medikament“ hinarbeiten – via Simulationen von Proteinfaltung und anderen Arten von Molekulardynamik.

Ein bereits erreichtes Ziel: „Zunächst haben wir neuartige Proteinstrukturen aufgedeckt, die der Forschungsgemeinschaft bisher unzugänglich waren.“ Gelungen ist diese hochkomplexe Berechnung durch Spenden von ungenutzter Rechenleistung, auch von Privatleuten. Die Corona-Krise habe die Zahl der freiwilligen Mitrechner explodieren lassen. Es entstand inzwischen ein riesiges Cluster an weltweit verteilten Computern. Unter anderen beteiligt sich die Gamer-Szene daran. Hier steht ein Erklärvideo von PC Welt dazu. Das Vorgehen: Man installiert die Software von Folding@home und bestimmt selbst, wann und wie viel Rechenleistung man spendet.

 

Beteiligt sind Wissenschaftler der Universität Standford sowie Greg Bowman, Professor für Biochemie an der Washington University in St. Louis, als Direktor des Projekts. Im Interview mit der Zeit hält Bowman die entstandene Chance zum Supercomputing für bahnbrechend: „Die Berechnung unserer einfacheren Probleme würden auf einem normalen Rechner hundert Jahre brauchen. Bei komplizierteren wäre es schnell eine Million Jahre. Mit den Algorithmen, die wir entwickelt haben, brechen wir im Grunde unlösbare Berechnungen in kleine Teile herunter. Diese Arbeitseinheiten, wie wir sie nennen, können unabhängig voneinander auf Hunderten Rechnern parallel verarbeitet werden.“ Folding@home laufe nun auf mehr als 3,5 Millionen Geräten. „Verrückt ist das. Die Rechenleistung, die uns derzeit zur Verfügung steht, schätzen wir als größer ein als das, was die Top-100- bis Top-500-Supercomputer zusammen können.“ 

 

Ebenso unvorstellbar wie diese Rechenleistung ist die potenzielle Macht, die sich daraus geriert. Sicherheitsbedenken sind aber kaum thematisiert; die beteiligten Leute wirken ja auch so sympathisch. Selbst Heise schreibt dazu nur lapidar: „Die Verantwortlichen versprechen, die gewonnenen Daten nicht zu verkaufen oder in irgendeiner Weise damit Geld zu verdienen, sondern die Ergebnisse der Forschung zur Verfügung zu stellen.“ Bestenfalls sieht man sich auch Artikel zum Supercomputing an, die vor Corona entstanden. Die Augsburger Allgemeine zum Beispiel titelte 2018: „Rechnen ist Macht: Wozu die neuen Super-Computer fähig sind.“ Es gehe auch um Wettbewerbsfähigkeit: „Die strategische Bedeutung des Hochleistungsrechnens hat inzwischen auch die Europäische Kommission erkannt. Das eigens gegründete Unternehmen EuroHPC mit Sitz in Luxemburg soll nun ... mit einem Budget von anfangs 1,4 Milliarden Euro den Rückstand auf die Weltspitze aufholen. Bis 2021 soll das EU-Unternehmen zwei Super-computer anschaffen, die zu den fünf schnellsten der Welt gehören und noch mindestens zwei weitere, die zu den 25 besten gehören.“ Entsprechende Technologie solle auch europäisch sein. So geht dann also moderne Aufrüstung für den guten Zweck.

 

Die aktuelle Liste der Top500-Supercomputer ist hier zu finden. Weitere Projekte, die im Rahmen von Künstlicher Intelligenz gegen das Coronavirus kämpfen, hat Thyssenkrupp gelistet. Die interessierenden Themen für die ISC 2021 kann man dort einsehen.

 

Nachtrag vom 4.2.: "Hochleistungsrechner und Quantencomputing haben das Potential, die Digitalisierung aller Lebensbereiche disruptiv zu verändern..." (i.F. Antwort Bundesregierung)

 

Nachtrag vom 15.4.: "Pentagon entwickelte Möglichkeit, Covid-19 mittels Dialyse aus dem Blut zu entfernen - Außerdem entwickelten die Forscher ein Hydrogel, mit dem erkannt werden kann, ob Menschen womöglich krank sind."

 

Nachtrag vom 26.5.: "Künstliche Intelligenz: Gefahr geht von menschlichen Programmierern aus ... Es wird daran gearbeitet, KI-Programme zu entwickeln, die automatisch Desinformation erkennen sollen (Künstliche Intelligenz gegen Desinformation als Waffe im Cyberwar). Damit würden KI-Programme zur Erkennung und zur Erzeugung von Desinformation in eine Aufrüstungsspirale eintreten ... dürfte den Trend verstärken, unliebsame Positionen aus der Öffentlichkeit auszuschließen, schließlich ist die entscheidende Frage, was Desinformation ist, denn das ist oft eine Frage des politischen Lagers: Die Desinformation des einen, ist die Wahrheit des anderen. KI-Programme können das Problem nicht lösen, da sie abhängig von den Daten, mit denen sie lernen, entscheiden - und damit so tendenziös wie Menschen auch sind. Die Gefahr ist aber dennoch, dass mit aufgerüsteten Programmen wie GPT-3 schnell und viele zielgerichtete Botschaften erzeugt werden können, die die Öffentlichkeit überschwemmen und deren 'Immunsystem' lahmlegen - und dass zur Abwehr immer mehr Filter eingesetzt werden, die eine diskursive Öffentlichkeit allmählich ersticken und Konformität erzwingen."

 

Siehe zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) außerdem:

 

Bericht vom 28.10.2020 der Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale 

 

Fortschreibung der KI-Strategie der Bundesregierung vom 19.2.2021

 

EU-Verordnung für Künstliche Intelligenz - DLF-Artikel dazu